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Diabetes mellitus und Zeitverschiebung: Was ist zu beachten?

Bis zur Zeitumstellung Ende Oktober ist es noch etwas hin. Doch gerade im Sommer, der Haupturlaubszeit, verändert sich durchaus mal gefühlt von jetzt auf gleich die Zeit: bei Flugreisen über eine oder mehrere Zeitzonen hinweg. Was ein solcher „Zeitsprung“ für Menschen mit Diabetes bedeutet und was es zu beachten gibt, erfahren Sie hier.

Flugreisen mit Zeitverschiebung: Das sollten Sie wissen

Tapetenwechsel, etwas Neues entdecken oder einfach dem Nieselregen zu Hause entkommen und ein bisschen Sonne tanken: Es gibt viele Gründe für eine Urlaubsreise – und dafür, sich jedes Jahr darauf zu freuen.

Die Welt entdecken wollen und können auch Menschen mit Diabetes. Allerdings stellen längere Flugreisen über verschiedene Zeitzonen hinweg mitunter eine Herausforderung für sie dar. Die Zeitverschiebung ebenso wie ein anderes Klima, unbekannte Speisen und auch ein anderer Schlaf-Wach-Rhythmus können den Blutzuckerspiegel ins Schwanken bringen – allerdings nur, wenn Sie keine entsprechenden Maßnahmen ergreifen.

Das sollten Sie bei Reisen in andere Zeitzonen beachten:

  • Die Reise besprechen: Teilen Sie Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin mit, dass Sie planen, im Urlaub die Zeitzone zu wechseln. Er oder sie kann Ihnen Tipps geben, wie Sie Ihren Blutzucker unter gegebenen Bedingungen am besten unter Kontrolle halten und Ihnen auch eine Bestätigung oder ärztliche Bescheinigung ausstellen, dass sie die mitgeführten Medikamente und Hilfsmittel benötigen.
  • Vorrat mitnehmen: Wenn möglich, nehmen Sie mehr – am besten doppelt so viel – Medikamente mit, wie Sie brauchen. So sind Sie auf der sicheren Seite, wenn etwas verloren- oder kaputtgeht. Fragen Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin auch nach möglichen Ersatzmedikamenten am Zielort. Nicht immer sind die gewohnten Mittel im Ausland erhältlich.
  • Auf die Richtung kommt es an: In puncto Blutzuckerkontrolle macht es einen Unterschied, ob Sie Richtung Osten oder Westen fliegen. Richtung Osten verkürzt sich der Tag. Das bedeutet, Sie müssen die entstehende Insulinüberversorgung ausgleichen. Das gelingt mit einer niedrigeren Basalrate. Richtung Westen wird der Tag länger. Damit keine Unterversorgung entsteht, erhöhen Sie entweder vor Abflug die Basalinsulindosis oder spritzen unterwegs ca. alle vier Stunden kurzwirksames Insulin. Und: Auch die reduzierte Bewegung während des Fluges kann sich auf den Insulinbedarf auswirken. Kalkulieren Sie das ein!
  • Das muss ins Handgepäck: Bei Flugreisen über Zeitzonen hinweg sollten Sie immer Traubenzucker und ein paar Snacks im Handgepäck haben für den Fall, dass Sie das, was es an Bord gibt, nicht essen können oder möchten, sich der Bordservice verzögert oder, z. B. wegen Turbulenzen, ausfällt. Auch der Insulinpen bzw. Ihre Ausrüstung (Teststreifen, Messgerät etc.) samt Medikamenten gehört ins Handgepäck. Im Frachtraum könnte das Insulin einfrieren und unwirksam werden – oder das Gepäck nicht ankommen.
  • So fliegen Sie entspannt: Nehmen Sie neben Ausweis oder Reisepass auch einen Notfallausweis mit, der über Ihre Diabeteserkrankung und die Medikamente, die Sie einnehmen, informiert. Ideal ist ein internationaler Diabetes-Pass in mehreren Sprachen. Sagen Sie der Crew Bescheid, dass Sie Diabetes mellitus haben, wo sich im Notfall Ihre Medikamente befinden und was dann zu tun ist.
  • Insulin auffüllen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Insulinpen vor dem Flug ausreichend befüllt ist, da es möglicherweise nicht immer möglich ist, Insulin an Bord aufzufüllen.

Insulinmenge berechnen bei Zeitverschiebung: So geht’s!

Inwiefern Sie Ihre Insulinmenge bei Zeitverschiebungen anpassen sollten, lässt sich berechnen. Die Deutsche Diabetes Hilfe rät beispielsweise, bei Flugreisen Richtung Westen alle vier Stunden kurzwirksames Insulin zu spritzen, bei Reisen Richtung Osten pro Zeitzone mit einer Stunde Unterschied, die Insulinmenge um ein 24stel zu verringern.

Wer also sechs Zeitzonen Richtung Osten reist, verringert seine Insulingabe um ein Viertel, bei beispielsweise 20 Basalinsulineinheiten pro Tag würde sich die Menge um 5 (ein Viertel) auf 15 reduzieren.

Zeitverschiebung: So pegeln Sie den Blutzucker am Zielort ein

Wer eine Insulinpumpe trägt, kann bereits während des Fluges alle zwei Stunden die Basalrate Richtung Zielzeit verstellen, bis sie am Urlaubsort dann auf der aktuellen Uhrzeit steht. Besprechen Sie dieses Vorgehen aber vorher mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, um kein Risiko einzugehen.

Ansonsten setzen Sie Ihre Basalrate zunächst auf die jeweils niedrigste Einheit und testen in den ersten Tagen regelmäßig. Sind Sie im Urlaub deutlich aktiver oder bewegen Sie sich merklich weniger als zu Hause, müssen Sie neben der Basalrate eventuell auch den Korrekturfaktor anpassen. Das ist der Insulin-Empfindlichkeitsfaktor und beschreibt, welche Blutzuckermenge je eine Insulineinheit verringert.

Menschen mit Typ-2-Diabetes, die Tabletten nehmen oder ihren Diabetes mittels Ernährung kontrollieren, sollten vorab mit Arzt oder Ärztin besprechen, wie sie mit der Zeitverschiebung und den Gegebenheiten vor Ort umgehen sollen. Immer jedoch sollten Sie Ihren Blutzucker zu Beginn des Urlaubs ganz besonders aufmerksam und häufiger als gewohnt kontrollieren.

Ab wann macht sich eine Zeitverschiebung bemerkbar?

Selbst geringfügige Zeitverschiebungen von einer bis drei Stunden, wie sie beispielsweise bei kürzeren Flugreisen sowie durch die Zeitumstellung von Sommer- auf Winterzeit oder umgekehrt entstehen, können einen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel von Menschen mit Diabetes haben.

Diese sind zwar normalerweise nicht bedeutsam genug, um große Anpassungen bei der Ernährung oder Insulingabe vornehmen zu müssen. Kontrollieren Sie dennoch sicherheitshalber Ihren Blutzucker regelmäßig und engmaschig – vor allem dann, wenn Sie unsicher sind oder sich nicht wohlfühlen.

Fazit: Kein Problem bei guter Planung

Flugreisen mit Zeitverschiebung sind für Menschen mit Diabetes gut machbar, wenn sie einige Dinge beachten. Die Insulingabe und -menge sollten je nach Flugrichtung und Zeitverschiebung angepasst werden. Schnell wirksame Kohlenhydrate und Insulin im Handgepäck mitzunehmen, ist ratsam. Am Zielort sollten Sie den Blutzucker engmaschig kontrollieren, um ihn möglichst umgehend auf die neuen Gegebenheiten (Tageszeit, ggf. andere Lebensmittel, mehr/weniger Bewegung) einstellen zu können.

Sprechen Sie vor der Reise mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, um sich Tipps und eine ärztliche Bescheinigung für Ihre Medikamente und Ausrüstung geben zu lassen. Mit einer guten Vorbereitung und bewusstem Umgang mit der Zeitverschiebung können Menschen mit Diabetes sicher und gut auf Flugreisen reagieren und ihre Blutzuckerwerte im Gleichgewicht halten.

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