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Die „künstliche Bauchspeicheldrüse“ – kommt sie bald?

Eine überlegene Pumpe – für mehr Lebensqualität

Einer echten Bauchspeicheldrüse ist das Gerät sogar noch ein wenig „überlegen“: Über ein Tablet oder den PC soll man die Insulinausschüttung auch selbst steuern können.
Natürlich bedeutet solch eine vollautomatische Insulinpumpe eine gehörige Steigerung der Lebensqualität: Man müsste nicht mehr selbst die ganze Zeit den eigenen Blutzuckerspiegel kontrollieren, das Gerät würde selbst die optimale Einstellung wählen.
Die Daten dazu holt sich das Gerät über einen Sensor im Unterhautfettgewebe. Dort wird die Zuckerkonzentration im Gewebswasser untersucht. Eine Software errechnet dann die benötigte, optimale Insulinmenge. Ob genug Insulin abgegeben wurde, misst das Gerät dabei immer weiter – und gibt bei Bedarf noch mehr Insulin frei oder reduziert die Freigabe.
Solch ein geschlossener Regelkreis kommt der Funktion und Wirkung einer gesunden Bauchspeicheldrüse im menschlichen Körper äußerst nahe.

Funktioniert sogar im Schlaf

So kann das System auf einen stark steigenden oder fallenden Blutzuckerspiegel schnell reagieren – und vor allem ohne, dass der Träger etwas davon mitbekommt.
Wenn man den Blutzuckerspiegel stabilisiert, verhindert man auch weitgehend Hypoglykämien (Unterzuckerungen). Gerade Kinder könnten hiervon profitieren. Sie müssten sich nicht ständig um den eigenen Zuckerwert kümmern. Eine Unterzuckerung im Schlaf wäre nahezu ausgeschlossen – ein Problem, vor dem Kinderärzte in Deutschland verstärkt warnen.

Bereits in der Erprobung

Die Vorteile der künstlichen Bauchspeicheldrüse liegen also auf der Hand. Nur wie lange muss man auf funktionierende Modelle warten? Laut Forschern verschiedener Universitäten gar nicht mehr so lange: Tests mit Prototypen laufen schon seit 2015. Die Arzneimittelbehörden in den USA und Großbritannien prüfen bereits die Freigabe einiger Modelle.
Aktuell haben drei Forschungsgruppen ihr Modelle in Position gebracht. Eine davon kommt sogar aus Deutschland: Professor Thomas Danne von der Universität Hannover leitet die Forschung. Erst kürzlich ließ er eine Gruppe von 24 Kindern sechs Wochen lang Prototypen des Systems testen – erfolgreich.
Auch eine gemeinschaftliche Studie der Universität Cambridge und der Medizinischen Universität Graz, die im September 2015 veröffentlicht wurde, liest sich positiv: Drei Monate lang trugen Patienten die künstlichen Bauchspeicheldrüsen im Alltag. Die Resonanzen der Patienten waren sehr positiv.

Noch kein Selbstläufer

Ähnlich der echten gibt die künstliche Bauchspeicheldrüse ein gewisses Grundlevel an Insulin frei, die Basalrate. Braucht man in gewissen Situationen aber mehr Insulin, muss bei den getesteten Systemen noch zusätzlich Insulin per Knopfdruck freigegeben werden, zum Beispiel vor den Mahlzeiten.
Auch die Messung des Blutzuckerspiegels ist noch nicht optimal: Im Gewebswasser kommt die Zuckerkonzentration im Blut erst verzögert an. Deswegen bleiben zusätzliche Blutzuckerkontrollen per Messgerät noch nicht ganz aus: In Situationen, in denen sich der Blutzuckerspiegel sehr schnell verändert, muss man weiterhin herkömmlich messen – zum Beispiel beim Sport.

Amerikaner planen Rundum-Paket

Eine Gruppe aus Bostoner Wissenschaftlern arbeitet derzeit an einem System, dass neben Insulin auch Glukagon ausschütten kann.
Glukagon ist der Gegenspieler von Insulin: Es regt die Leber dazu an, aus körpereigenen Fettreserven Zucker freizusetzen. Ziel ist es dabei, noch wirksamer vor einer Unterzuckerung – gerade im Schlaf – zu schützen.
Die europäischen Forscher sind dabei skeptisch: Würde zusätzlich Glukagon abgegeben, so erhöhe sich auch die Insulinabgabemenge, sagt zum Beispiel Julia Mader von der Forschungsgruppe aus Graz.
Bei einer Sache sind sich jedoch alle Experten einig: Über die Dauer der Zulassung der neuen „künstlichen Bauchspeicheldrüsen“ wollen sie lieber keine Aussage treffen. Die kann sich ja bekanntlich bei jedem neuen Medikament ziehen.
Bild: ariwasabi/istockphoto.com

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