Unsere Praxis in Bayreuth bleibt
vom 20.12. bis 01.01.2025 geschlossen.
Hausärztliche Patienten: Vertretung durch
Dr. Hornig & Kollegen, Telefon 0921 721333
Menschen mit Diabetes brauchen bei Verletzung am Fuß eine professionelle Versorgung. Unsere Diabetologin Susanne Eberlein erklärt, worauf es dabei ankommt und wie sich Wunden vermeiden lassen.
Unsere Patienten mit diabetischer Polyneuropathie, die in den Füßen nichts mehr spüren, verletzen sich meist bei der eigenständigen Fußpflege. Zum Beispiel, wenn sie Hornhaut an der Ferse entfernen und nicht merken, dass dabei Risse entstehen. Das sehen dann oft erst Angehörige oder Pflegekräfte.
Nein, bitte immer zum Hausarzt gehen und es anschauen lassen. Nicht selbst behandeln und vor allem: Nicht beobachten! Oft kommen Patienten und sagen „das habe ich seit sechs Wochen, ich habe es beobachtet.“ Und dann hat sich die Wunde schon infiziert, weil die nötigen Maßnahmen wie Entlastung oder Ruhigstellung nicht erfolgt sind. Die braucht es aber, denn bei Diabetes ist oft die Durchblutung gestört, so dass der Fuß ohne medizinische Hilfe gar nicht heilen kann.
Genauso – immer gleich zum Arzt gehen, dann können wir etwas machen. Zum Beispiel können wir den schuldigen Schuh identifizieren. Oft kommen Leute mit sehr guten Schuhen und haben trotzdem Druckstellen. Dann stellt sich heraus, dass sie zuhause in Gartenclogs oder Gesundheitsschuhen mit Korksohle laufen. Da müssen wir oft etwas detektivisch vorgehen.
Nein, die haben vorne einen harten Rand und ein vorgefertigtes Fußbett, das für alle Menschen des Universums passen soll. Das gibt Druckstellen und Blasen an den Zehen. Bei Diabetes gilt: Keine Schuhe mit vorgefertigter Einlage tragen.
Schwierig sind für uns die alten Hausmittelchen – dass Patienten Wunden mit Jod behandeln, Zucker hineinstreuen oder Wirsingumschläge machen. Das alles hat in Wunden nichts verloren. Das größte Problem sind aber regelmäßige Fußbäder. Diese weichen im warmen Wasser die Haut auf, so dass Bakterien erst eindringen können. Heiße Fußbäder sind bei Polyneuropathie nichts. Patienten können sich sogar Verbrennungen zuziehen, weil sie nicht spüren, wenn das Wasser zu heiß ist.
Bei uns sind es viele unserer Typ-2-Diabetiker. Alleinstehende sind stärker gefährdet als Menschen mit Partner, der sich kümmert und die Füße anschaut. Da gibt es in der Versorgung große Unterschiede. Und wenn die Patienten gar nichts mehr im Fuß spüren, kann es passieren, dass sie dieses Körperteil vernachlässigen und mit der Pflege aufhören. Was sie nicht spüren, das gehört in gewisser Weise nicht mehr zu ihnen.
Zuhause laufen viele Patienten barfuß oder strümpfig, um die guten Schuhe von der Kasse zu schonen. Im Haus braucht es aber auch Diabetikerschuhe oder Komfortschuhe mit Einlagen. Auf jeden Fall mit fester Sohle und möglichst geschlossen. Sonst spüren die Patienten nicht, wenn sie sich einen Splitter oder eine Reißzwecke eintreten. Leider sind diese Schuhe oft weder komfortabel noch schick. Natürlich wollen auch Diabetiker schöne Schuhe tragen, gerade die Jüngeren im Beruf. Aber bei „Salonschleichern“ zum Anzug oder schicken Frauenschuhen zum Rock ist das Übel leider schon vorprogrammiert.
Da braucht es eine optimale Zuckereinstellung, regelmäßige diabetologische Kontrollen und am besten einen täglichen Kontrollblick auf die eigenen Füße, damit man zum Beispiel bei Nagelbettentzündung schnell reagieren kann. Sonst sind keine Maßnahmen nötig. Diabetiker ohne Polyneuropathie dürfen im Grunde alles. Sogar Flip-Flops anziehen.
Interview: Dr. Eva Kröner