Ob Insulintherapie, Pumpentechnik, Kohlenhydrat-Berechnung oder die Kontrolle über den Blutzucker – bei Diabetes gibt es viel, was die Patienten lernen, üben, wissen und beherrschen müssen. In einer Kur oder Reha haben Sie dafür genügend Zeit, Ruhe und Unterstützung.
Neben Diabetes-Schulungen stehen auch Sport, Kochkurse und psychologische Gespräche auf dem Programm, die Sie für das Leben mit Diabetes fit machen. Daneben können Sie Kontakte zu Mitpatienten knüpfen und sich austauschen.
Der Unterschied zwischen Kur und Reha zeigt sich schon im Namen: "Rehabilitation“ bedeutet „Wiederherstellung“. Viele Reha-Maßnahmen kamen nach dem Ersten Weltkrieg auf, als verletzte und traumatisierte Soldaten „wiederhergestellt“ wurden für ein Leben in der Gesellschaft – weil die Wirtschaft auf diese Arbeitskräfte und Familienernährer nicht verzichten konnte. Bis heute dient eine Reha genau diesem Zweck: Der Wiederherstellung für den Beruf. Deshalb wird eine Reha meist von der Rentenversicherung bezahlt. Diese hat ein Interesse daran, dass wir Bürger lange arbeitsfähig bleiben.
Eine Kur dagegen besuchen auch Menschen, die nicht oder nicht mehr berufstätig sind. „Cura“ bedeutet „Fürsorge“, die Kosten für einen Kuraufenthalt übernimmt meist die Krankenkasse. Der Unterschied zwischen Kur und Reha besteht also darin, wer die Maßnahme bekommt, wer sie bezahlt und was ihr Ziel ist.
Wenn Sie eine Diabetes-Kur oder -Reha machen möchten, ist Ihr erster Ansprechpartner Ihr behandelnder Arzt. Er beurteilt, ob Sie eine Maßnahme benötigen. Dann schreibt er ein Gutachten, das den Aufenthalt begründet und die Zielsetzung nennt. Das Gutachten leitet Ihr Arzt zusammen mit dem Reha-Antrag an den Kostenträger weiter, der für Sie zuständig ist. Je nach Anlass können neben Rentenversicherung oder Krankenkasse auch Agentur für Arbeit, Unfallversicherung, Jugendhilfe, Sozialhilfe oder Kriegsopferfürsorge in der Pflicht sein.
Kurkliniken und Reha-Zentren für Diabetiker sind mit dem Gütesiegel der DDG zertifiziert. Viele setzen in der Behandlung unterschiedliche Schwerpunkte. Wenn Sie eine Maßnahme bewilligt bekommen, weist Ihnen der Kostenträger einen Platz in einer passenden Einrichtung zu. Im Reha-Antrag können Sie Wünsche äußern, welche Klinik oder Region Sie für den Aufenthalt bevorzugen würden. Eine Diabetes-Reha dauert meist drei Wochen und lässt sich bei Bedarf verlängern.
Manche Patienten verbringen ihre Reha in einer Tagesklinik und schlafen nachts zuhause. Die meisten bleiben aber rund um die Uhr in der Einrichtung, auch wegen der Entfernung. Denn Kur- und Rehakliniken liegen oft in schönen Feriengegenden, die eine längere Anreise erfordern. Dafür können Sie dort das Natur- und Freizeitangebot nutzen und sogar ein bisschen Urlaubsgefühl genießen. Wobei eine Reha mit Urlaub nicht viel zu tun hat – der Aufenthalt dient Ihrer Gesundheit und bedeutet ein straffes Programm.
Ein selbstbestimmtes, aktives Leben führen – das gelingt umso leichter, je besser Sie mit Ihrem Diabetes umgehen können, je mehr „Macht“ Sie über die Erkrankung gewinnen. Diese „Ermächtigung“ heißt auf Englisch „Empowerment“ und ist eines der wichtigsten Ziele von Kur und Reha. Sie sollen lernen, Ihren Diabetes selbst und aktiv zu managen.
Damit steigern Sie Ihre Lebensqualität enorm. Denn wer seine Erkrankung unter Kontrolle hat, ist nachweislich zufriedener als ein Patient, der sich dem Diabetes ausgeliefert fühlt. Das Reha-Team leistet dabei Hilfe zur Selbsthilfe: Ärzte und Therapeuten sind im Lernprozess Ihre Partner, die Sie im Umgang mit dem Diabetes unterstützen und beraten.
Natürlich können Sie auch an Ihrem Heimatort Schulungen besuchen oder sich mit Therapeuten zum Gespräch treffen. Die Kur oder Reha bietet aber entscheidende Vorteile:
Vor allem die enge Zusammenarbeit des Reha-Teams bringt großen Nutzen. Durch diesen fächerübergreifenden Therapieansatz lassen sich Probleme viel schneller und besser lösen als zuhause.
Auch für Kinder und Jugendliche gibt es Diabetes-Kurkliniken. Nach Neuerkrankung lernen die Patienten und ihre Familien dort den Umgang mit dem Diabetes. Später können weitere Kuren helfen, wenn sich Schwierigkeiten zuhause nicht lösen lassen oder Jugendliche ihre Therapie vernachlässigen.
Den Austausch mit anderen Betroffenen empfinden viele Kinder, Jugendliche und Eltern als besonders hilfreich. Neben der Therapie findet in der Kur auch Schulunterricht statt, damit die Patienten zuhause nicht den Anschluss verlieren. Je nach Alter des Kindes können Eltern ihren Nachwuchs zur Kur begleiten, Geschwister dürfen unter bestimmten Voraussetzungen mitreisen.
Für kleine wie große Patienten gibt es in einer Kur oder Reha viel zu lernen, und die Mühe lohnt sich: Sie gewinnen dabei Sicherheit im Umgang mit dem Diabetes und die Chance auf mehr Lebensqualität, die Sie jeden Tag genießen können.