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Kennen Sie schon die Blood Sugar Lounge?

Ein Treffpunkt im Internet von und für Menschen mit Diabetes: Das ist die Blood Sugar Lounge. Auf die beliebte Online-Plattform kommen jeden Monat 28.000 Leser. Für sie schreiben und fotografieren 70 Autoren, die alle selbst Diabetiker sind. Mit Redakteurin Lena Schmidt und Programmleiter Hanno Schorlemmer haben wir über die Diabetes-Community gesprochen.

Frau Schmidt, Herr Schorlemmer, welche Leser kommen in die Blood Sugar Lounge?

Es kommen Leser mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes, Angehörige und auch Menschen, die Diabetes behandeln. Die Community steht jedem offen, der mit Diabetes zu tun hat – vor allem ist sie für die Betroffenen selbst.

Von welcher Gruppe kommen die meisten?

In der Startphase 2015 hatten wir einen klaren Fokus auf Typ-1-Diabetikern, aber das wandelt sich gerade: Jetzt sind unter den Lesern schon über 30 Prozent Typ-2-Diabetiker. Denn die Beiträge über Ernährung, Sport und auch Insulintherapie betreffen natürlich oft beide Diabetes-Typen.

Was interessiert die Leser am meisten?

Das ganze Leben ist abgedeckt: Wie gehe ich mit Diabetes in der Partnerschaft um, welche Belastung bedeutet es für die Familie, was sind die besten Tipps, um eine Hypo zu bekämpfen bis hin zur Low-Carb-Ernährung.

Betreiber der Lounge ist der Kirchheim Verlag, der seit vielen Jahren das Diabetes-Journal herausgibt. Wie hat sich im Lauf der Zeit der Umgang mit der Erkrankung verändert?

Vor zwanzig Jahren haben wir einen großen Teil der Auflage des Diabetes-Journals noch im Schutzumschlag verschickt. Weil die Menschen nicht wollten, dass der Briefträger oder der Nachbar vom Diabetes erfährt. Heute gehen gerade die jungen Typ-1-Diabetiker viel offener damit um. Sie verstecken den Diabetes nicht mehr, wollen ihn selbst verstehen und sich mit anderen darüber austauschen. Das ist eine ganz andere Herangehensweise als früher.

Für diesen Austausch organisiert die Lounge auch Treffen im echten Leben.

Wir bieten Barcamps an, also Veranstaltungen, deren Programm die Teilnehmer komplett selbst gestalten. Es gibt Autorentreffen und auch mal eine Party. Oft verabreden sich die Mitglieder auch auf eigene Initiative, dafür gibt es in der Lounge die Meet up Funktion.

Kann jeder Diabetiker in der Blood Sugar Lounge Autor werden?

Wer sich bewirbt, durchläuft ein kleines Screening. Wir schauen, wie jemand schreibt, ob er Texte und Bilder ansprechend gestalten oder kleine Videos produzieren kann. Eine Publikationsvereinbarung regelt, dass niemand etwas durch die Hintertür vermarktet – weder für sich selbst noch für die pharmazeutische Industrie.

Wer sucht die Themen aus, über die die Autoren schreiben?

Die Idee der Lounge ist eine Plattform, auf der Diabetiker selbst über ihre Erkrankung publizieren können. Inhaltlich hat die Fachredaktion das Heft des Handelns ganz an die Autoren abgegeben, sie setzen die Themen selbst. Als Betroffene wissen sie am besten, was die Community interessiert.

Besteht eine Konkurrenz zwischen Lounge und ärztlicher Behandlung? Gibt es Konflikte?

Nicht im Geringsten. Therapieempfehlungen dürfen wir nicht geben, so etwas wie Dosierungen von Medikamenten sind in der Lounge kein Thema. Hier geht es um das pralle Leben mit Diabetes: was mache ich bei der Bewerbung, was beim Sex, beim Tätowieren, beim Essen, beim Sport.

Die Lounge wirkt sehr gutgelaunt, obwohl es dort um eine Erkrankung geht. Werden auch schwere Themen besprochen?

Ja, die Lounge ist lebensbejahend, aber in alle Richtungen offen. An schweren Themen mangelt es nicht, Mobbing und Depression zum Beispiel kehren immer wieder. Und wie Typ-2-Diabetiker in der Gesellschaft angeprangert werden.

In Zeiten von Fake News: Wie verhindern Sie, dass sich in der Lounge Diabetes-Falschmeldungen verbreiten?

Die Fachredaktion unseres Verlags bietet den Autoren ein medizinisches Lektorat an. Jeder Beitrag, der gepostet wird, wird vorher von einer Ärztin gecheckt.

Welche Rückmeldung haben Sie von den Besuchern der Blood Sugar Lounge?

Viele freuen sich, dass das Thema Diabetes endlich offen angesprochen wird. Gerade bei den Treffen hören wir oft, dass die Teilnehmer fühlen: Ich bin nicht allein, es gibt noch andere, die mir helfen und mir Mut geben. Das sind für uns Gänsehautmomente, in denen wir spüren, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Hier geht‘s zur Blood Sugar Lounge

Interview: Dr. Eva Kröner

Foto: Blood Sugar Lounge / Kirchheim Verlag

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